von Alta nach Hammerfest

Günter Heumann-Storp • Aug. 16, 2020

24. Tag Norwegenreise - von Alta nach Hammerfest

16. August 2020

Ich war da, in der nördlichsten Stadt der Welt, in Hammerfest.

Es ist morgens um 06.30 Uhr. An sich will ich mir heute etwas Zeit lassen, da nur die Fahrt in das 144 Kilometer entfernte Hammerfest auf dem Programm steht. Zwei Stunden dürfte die Hinfahrt dauern.
Wie immer während dieser Reise, schaue ich als erstes auf den Wetterbericht für die Region, in die ich fahren will. Mit Entsetzen stelle ich fest: Bis etwa 13.00 gibt es in Hammerfest möglicherweise Regenlücken und etwas Sonne zum fotografieren. Ansonsten sind es lausige 7 Grad kalt mit Dauerregen und Sturm. Na klasse. Es wird wohl nichts mit dem ruhigen Sonntagmorgen. 

Um 8 Uhr starte ich. Die Fahrt führt an Alta vorbei zunächst über die E06 Richtung Skaidi. Schnell habe ich den Altafjord hinter mich gelassen. An steil aufragenden Felswänden geht es in vielen Kurven steil bergauf, bis auf eine Höhe von 385 Metern, auf die mich ein Schild bei Levdun hinweist. Ich fahre durch eine weite Hochebene. Der Baumbewuchs ist spärlich und arg von von den Unbilden des Wetters im hohen Norden gebeutelt. Die Berge, die die Hochebene einfassen, sind 677 und 618 Meter hoch. Auf den Gipfeln liegen Schneebretter. Das Thermometer auf dem Tacho der GS zeigt 8 Grad an, Tendenz fallend. 
90 km/h darf man auf den langen, übersichtlichen Geraden der Hochebene fahren. Gefahren drohen hier allenfalls von den Rentieren. Darauf weist eine elektronische Warntafel ausdrücklich hin. Mit Recht. Die Tiere sind hier so an die Menschen und Fahrzeuge gewöhnt, dass sie kaum Scheu zeigen. Sie grasen direkt neben der Fahrbahn. Und wenn es ihnen in den Sinn kommt, sperrt eine Herde auch einmal eine Straße. Verdrängen lassen sie sich nur unwillig. Ich habe nicht nur ein „Rednose Reindeer“ gesehen, sondern scharenweise „Rudis“ und „Rudinchen“. Später im Hammerfest hat es sich eine Familie Rentiere einfallen lassen, in die Stadt zur ziehen, um dort direkt neben der Hauptstraße ein Päuschen einzulegen. 

Die E06 ist in den Atlanten und Reiseführern als besonders schön gekennzeichnet. Das ist sie auch. Sie bietet ein Wechselspiel zwischen dem Ambiente der Hochgebirge, der weiten Hochtäler, bei denen sich der Blick nur in den entfernten Bergen fängt, reißenden Flüssen und steilen Felswänden. Immer wieder wird der Blick auf kleinere und größere Seen freigegeben. Die Orte wirken von weitem wie rote, weiße und graue Flecken, je nach Anstrich der Holzhäuser, die hier dem Wetter trotzen. 

Bei Skaidi hat die Temperaturanzeige auf dem Tacho 6 Grad erklommen. Ich hoffe, dass es nicht noch kälter wird. An der Abbiegung zur E 94 finde ich eine Tankstelle. An sich muss ich gar nicht tanken. Aber wie hier üblich ist das mehr ein Café als eine Tanke. Ich kann mich etwas aufwärmen und schütte bei der Gelegenheit Benzin nach. Übrigens wieder mit dem Schraubenschlüssel. Das elektronische Tankschloss klemmt erneut. 
Ziemlich durchgefroren sitze ich eine Zeit im Aufenthaltsraum, bis mich der Blick auf die Uhr und einige Wolkenlücken hochtreiben. Es ist mir übrigens auf dieser Fahrt immer wieder gelungen, kurze Regenpausen und Wolkensprünge für Fotos zu nutzen. Wer mich dabei beobachtet, muss das Gefühl haben, einen Fotografen auf Speed zu beobachten: Nach oben schauen, Motivklingel abwarten, bremsen, runter vom Moped, dabei den Tankrucksack öffnen, beide Kameras raus und ab geht die Post. Wenn es ganz eng wird mit den Regenpausen, bleibt auch noch der Helm auf… Das habe ich heute einige Male so durchexerziert. 

Zwischen Skaidi und Hammerfest werden die Berge rings um mich höher. Der Erdalsfjellet ist 671 Meter hoch, sein Gegenspieler in weiter Ferne sogar 677 Meter. Beide tragen, wie sich das gehört, Schneehauben. Beim Anblick der weißen Pracht und dem Blick auf die Temperaturanzeige wird mir nicht unbedingt besser. Mit kommen zwei Gruppen Motorradfahrer entgegen, eingemummelt, wie Michelinmännchen im Sommer. Die sehen genauso aus wie ich, denke ich, nur bunter. 
Bei Stallogargo führt eine mächtige Brücke über den Fjord. Weil der Himmel gerade wieder seine Schleusen geöffnet hat, unterlasse ich das Fotografieren und fingere nach der Helmkamera in der Hoffnung, dass die auch anspringt. Noch etwa 50 Kilometer bis Hammerfest.

Wie auf Bestellung hört der Regen mit den letzten Serpentinen zum Akkarfjord auf. Durchgefroren passiere ich das Ortseingangsschild von Hammerfest und lande direkt wieder an einer Tanke. 

Nein, das sind nicht meine favorisierten Pausenplätze. Aber direkt gegenüber erhebt sich der Aussichtsberg Salen (86 Meter) mit vorgeblich prächtigem Panoramablick auf Hafen und Stadt. Es ist zwar trocken, aber wolkenverhangen und so diesig, dass ich mir den Weg auf den Berg spare, statt dessen meinen Helm und die klammen Handschuhe in die Obhut des Tankwarts gebe und das Umfeld zu Fuß erkunde. Nach ein paar Fotos vom Salen und dem Industrie- und Yachthafen sowie einer Aufwärmrunde beim freundlichen Tankwart mit Würstchen und Kakao geht es dann weiter in das Stadtzentrum mit der „Hammerfest Kirche“. 

An das Zentrum grenzt auch der Passagierhafen von Hammerfest. Wie auf Bestellung liegt ein Postschiff der „Hurtigroute“ vor Anker. 

Die Kirche von Hammerfest ist nicht besonders groß und von außen auch nicht sehr beeindruckend. Im Inneren befinden sich jedoch farbenprächtige Glasmalereien, die ich mir ansehen möchte. Wie schon in Tromsø habe ich Pech. Die Kirche ist zwar nicht geschlossen, aber es findet gerade ein Gottesdienst statt, den ich mit meiner Neugier nicht stören möchte. 

Als ich den Vorraum der Kirche verlasse, haben Regenband und Sturm auch den Ort erreicht. Ich verkneife mir unter den Bedingungen den Besuch der Meridiansäule und fahre nach Alta zurück, immer in Schräglage, gegen den Wind. Gegen 15.00 Uhr treffe ich wieder auf meinem Campingplatz ein. 

Noch ein Wort zu Hammerfest. Der Ort hat etwa 10.000 Einwohner. Gegründet wurde das am Fuße der Berge und am Rande des Meeres malerisch gelegene Örtchen 1789. Etwa 100 Jahre später brannte Hammerfest bei einem Großfeuer fast vollständig ab und musste neu aufgebaut werden. Bei dieser Gelegenheit bekam der Ort als erste Stadt Europas eine elektrische Straßenbeleuchtung. 
In der Moderne lebt man von allem, was Meer und Schifffahrt hergeben. Hinzu kommen die Einnahmen aus dem Tourismus. 


Viele Grüße 


von Günter Heumann-Storp 18 März, 2024
Saisoneröffnung bei BMW Vogelsang Bei immerhin trockenem Wetter aber kühlen Temperaturen startete BMW Vogelsang am Samstag in die Motorradsaison. Technisch gab sich die Ehre, was in der Szene Rang und Namen hat. Neben vielen aktuellen Modellen des bayerischen Marktführers konnten sich die zahlreichen Besucher auch an beindruckend mächtigen Indian Maschinen erfreuen. Wer es weniger klotzig, dafür aber deutlich urbaner mag, für den hat die Firma Vogelsang viele Modelle der Marke Vespa anzubieten. Fans der motorisierten Zweiradszene, was wollt ihr mehr. Und was war mit Benzingesprächen? Natürlich wurde auch daran gedacht. Ein Treffen der Szene ohne Grillwurst und Getränk an zünftigen Tischen geht schließlich gar nicht. Und ganz nebenbei zeigte der eine oder andere Mechaniker, dass er durchaus auch als Grillmaster eine gute Figur machen kann. Fotos: MopedTravel.de Copyright Günter Heumann-Storp
von Günter Heumann-Storp 04 März, 2024
Die Messe "Reise und Camping" in Essen ist Geschichte, aber nur für das Jahr 2024. Es ist Zeit für einen Rückblick: 85.000 Besucher konnte sich in diesem Jahr ausgiebig über Reiseziele und Campingmöglichkeiten informieren. Natürlich durften auch die passenden Fahrzeuge dazu nicht fehlen, angefangen vom Fahrrad Reisemobil bin zum luxuriösen Camper. Gleich am Eingang wurden die Besucher passend eingestimmt, mit kulinarischen Appetithappen. Hungrig musste wahrhaftig niemand durch die Messehallen streifen. Für Gaumenfreuden war gesorgt. Das Fazit des Veranstalters: "Reisen, Campen und Radfahren stehen bei den Deutschen und speziell an Rhein und Ruhr weiter hoch im Kurs." Dem kann MopedTravel nicht widersprechen. Motorradreisen, das heisst auch campen. Und Infos dazu gab es mehr als genug. Fotos: MopedTravel.de Copyright: Günter Heumann-Storp Zusatz: Fotos sind Situationsaufnahmen und stellen keine Werbung für das situativ mit abgebildete Produkt dar.
von Günter Heumann-Storp 04 März, 2024
Es ist vorbei... Die Messe "Motorräder 2024" in Dortmund hat ihre Pfoten geschlossen. Es ist Zeit für ein kurzes Résumé: Bei gutem Wetter sind insgesamt 103000 Besucher in die Messehallen geströmt und haben Motorräder, Bekleidungsstände und Accessoires zum Leben erweckt. Ein vielfältiges Angebot bis hin zu Reiselektüre und Club Betreuung sorgte dafür, dass für jeden etwas Interessantes dabei war. Zu sehen gab es auf jeden Fall genug, wenn auch nicht alle großen Händler ihre Waren präsentiert haben. So fehlten die Zubehörgiganten Polo und Louis. Auch Touratech zeigte sich nicht. Zehntausende Motorradfahrer, so der Veranstalter, hat das allerdings nicht gestört. Sie konnten sich über viele Neuheiten der großen Motorradhersteller informieren oder aber ganz einfach Kontakte auf dem im Freigelände neu eingerichteten Motorradtreff knüpfen. Die neue Messestruktur mit großzügigen Übergängen zu den Hallen sorgte zudem für eine entspannte Atmosphäre. Wir sehen und 2025, an alter Stelle... Eure Redaktion "MopedTravel" Fotos: MopedTravel.de Copyright: Günter Heumann-Storp Hinweis: Gefertigte Messebilder sind Übersichtsaufnahmen und stellen keine markenspezifische Werbung dar.
von Günter Heumann-Storp 11 Dez., 2023
Die Isle of Skye ist die größte Insel der inneren Hebriden, und eine Besonderheit dazu. Viel Spaß mit dem Reel Film und Fotos: MopedTravel.de Copyright Günter Heumann-Storp
von Günter Heumann-Storp 22 Nov., 2023
Schottlands Schlösser und Burgren sind so vielfältig und beeindruckend wie das Land selbst. Viel Spaß mit dem kleinen Reel nur einiger dieser historischen Zeitzeugen. Fotos: MopedTravel.de Copyright Günter Heumann-Storp
von Günter Heumann-Storp 26 Aug., 2023
Was ist UBBOM, mehr als nur ein Motorradtreffen.
von Günter Heumann-Storp 16 Aug., 2023
Interview mit Heike Winter, Schottland, Harris
von Günter Heumann-Storp 08 Apr., 2023
Einstimmung auf die Reisesaison
von Günter Heumann-Storp 02 Apr., 2023
Bericht zur Saisoneröffnung von Honda Hermes in Hattingen
von Günter Heumann-Storp 20 März, 2023
Bericht über den Hönnetrail 2023
Weitere Beiträge
Share by: