Anhängerglück

Wir haben in unserem langen Motorradleben schon so einige Anhänger „verschlissen“, nein, nahezu unbenutzt wieder abgegeben. Die Hauptursache war die Tatsache, dass man zwischen 250 und 300 Kilo Motorrad Lebendgewicht über eine relativ schmale Rampe bergauf auf ein Podest schieben musste, wo die Fuhre dann zu sichern und zu verzurren war. Auf YouTube gibt es viele vordergründig lustig anmutende Videos, was bei solchen Aktionen, trottelig oder nicht, so alles passieren kann. Solche Lifereportagen tragen nicht unbedingt zur Selbstsicherheit bei. 

Zuletzt haben wir uns einen Absenkanhänger geleistet. Damit entfällt das Problem der aufstrebenden, schmalen Rampen. Der Anhänger wird insgesamt hinten auf die Straße herabgelassen. Die Motorräder lassen sich leicht über die breite Absenkfläche auf den Anhänger schieben oder fahren und dort mit zwei mobilen Steady Stands vorläufig sichern. 

Bild 1: Steady Stand, Vorderrad eingeführt und leicht nach vorne verschoben

Motorräder können auch bei Steady Stands aus den Halterungen rollen, wenn sie dort nicht sofort gesichert werden.

Dabei stehen sie sicher in den mobilen Wippen der Vorderradhalterungen. Allerdings können sie bei leichter Neigung in Richtung Rampe durch das Eigengewicht wieder herausrollen. Ein eingelegter Gang und/oder eine zweite Person zum Halten des Motorrades bis zum Anlegen der Gurte oder der Reifensicherung am Steady Stand verhindert unliebsame Überraschungen. 

Das kann nicht passieren? Meine GS kam mir schon deutlich eigenständig und in böser Absicht rückwärts entgegen. Glück und die sichere Erkenntnis, dass rechts am Lenker der Bremshebel sitzt, haben ein Unglück verhindert. Dabei hatte ich in einem Anflug von Leichtsinn meiner Gattin gerade gesagt, dass alles sicher steht. Mag ja sein, nur die GS wusste das nicht.

Standfüße sind nicht in Stein gemeißelt

Mobile Steady Stands halten sich auf Grund der Gummikappen an den Füßen auf dem Anhängerboden. Das bedeutet aber nicht, dass sie dort wie in Stein gemeißelt bei Belastung stehen bleiben. Der mögliche Wandereffekt nach Einfädeln des Vorderrades ist auf den Bildern 1 und 2 deutlich erkennbar.

Bild 2: Nach vorne verschobener Steady Stand


Also:
Die Steady Stands werden auf dem Boden des Anhängers je nach zulässiger Stützlast des Zugfahrzeugs und Breite der Motorräder ausgerichtet. Dabei muss einkalkuliert werden, dass sich die Stands beim Einklinken der Motorräder leicht nach vorne verschieben können. Eine Markierung auf dem Boden hilft dabei festzustellen, wie weit sie sich nach Beladung verschoben haben. Sie ist auch ein wichtiger Gradmesser zur Überprüfung während der Fahrt. 

Dann müssen die eingeklinkten Motorräder so nach vorne und hinten mit Gurten gesichert werden, dass sie zum einen in die Federn gezogen sind, zum anderen sich während der Fahrt keine Kräfte in eine Richtung entwickeln können. Wird das nicht konsequent gemacht, verschieben sich die Stands im Fahrbetrieb zusätzlich zumindest um einige Zentimeter, so dass sich Gurte lockern können. Das richtige Verzurren nach vorne und hinten und nicht etwa nur nach vorne und unten ist wichtig. Das klingt simpel, ist es aber nicht. Wir haben alle Fehler schon mindestens einmal selber gemacht. 

Zurrpunkte am Motorrad
Die Händler geben die Zurrpunkte für das Verzurren der von ihnen verkauften Maschinen gerne an. Sie befinden sich im Regelfall vorne an der oberen oder unteren Gabelbrücke sowie an dafür vorgesehenen Rahmenpunkten am Heck.

Bild 3: Zurrpunkt Gabelbrücke bei der GS 1200

Einfädeln in die Ratsche
Wie handelsübliche Zurrgurte in die zugehörige Ratsche geführt werden, sieht man sich am besten auf YouTube an. Bei richtiger Handhabung lassen sie sich nach dem Festziehen später leicht wieder lösen. Ansonsten hilft nur noch die Endlösung – durchschneiden...

Ein besserwisserischer Tipp aus leidvoller Eigenerfahrung: 
Die Ratschen lassen sich nur lösen, wenn sie nach dem Festzurren auch wieder ganz geöffnet werden können. Liegen sie zu nahe am Anhängerboden an, geht das nicht. Dann hilft auch wieder nur die Endlösung...

Bild 4: Ratsche zu steil und zu dicht am Anhängerboden 
Wir haben zur Sicherung einer Honda CTX für das Hinterrad einen Hinterradgurt verwendet, der sich komfortabel über das Rad legen und in mehreren Richtungen befestigen lässt. Eine solche Sicherung bietet sich bei Motorrädern mit viel Kunststoff und wenig belastbarem Rahmen am Heck an.

Bild 5: Spezieller Reifensicherungsgurt 
Hier ist das Motorrad an der Gabelbrücke nach vorne mit Gurten an den vorhandenen Ösen des Motorradanhängers so verzurrt, dass es in die Gabel gezogen ist. Es steht vorne sicher im Steady Stand. Für den Fahrbetrieb muss es zusätzlich hinten verzurrt werden. 


Bild 6: Beispielhafte Sicherungen an der vorderen Gabelbrücke

Die spezielle Reifensicherung für Motorräder mit viel Kunststoff und nicht nutzbarem Rahmen am Heck (im Bild links) besitzt eine Y – Gurtführung, die in zwei Richtungen wirkt. 

Bei einer BMW GS (im Bild rechts) befinden sich die Zurrpunkte klassisch rechts und links am hinteren Rahmenteil. 

Bild 7: Mögliche Sicherungen am Heck, Maschine links mit speziellem Gurt, Maschine rechts traditionell am Rahmen nach hinten verzurrt. 
Im Handel gibt ganze Menge an praktischen Helferlein für das Verzurren. So sind Schnellspanngurte erhältlich, die das endlose Einfädeln der Gurtenden überflüssig machen und eine schnelle Sicherung ermöglichen. Dabei werden die Gurte in Schlaufen eingehängt, die man um die Zurrpunkte legt. Das schont bei abgepolsterten Schlaufen das Material der Gabelbrücken und anderen Befestigungsstellen. Wichtig ist nur, dass die Gurthaken, die in die Schlaufen eingehängt werden, einen Verschlussbügel haben, damit sie auch bei Bewegung nicht aus den Schlaufen rutschen können

Bild 8: Haken mit Verschlussbügel 
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