Lahti

Günter Heumann-Storp • Aug. 31, 2020

Tag 39 der Reise - Finnland - Lahti

31. August 2020

Ich bin den den zweiten Tag nach meiner Anreise in Lahti. Und man glaubt es kaum, entgegen der Wettervorhersage regnet es immer noch. 

Gestern habe ich in einer Regenpause am Vormittag eine Wanderung in die umliegenden Wälder unternommen, einen Specht bei der Arbeit gestört und einen schönen Ausblick von einer Waldhütte auf einen kleinen See genossen. Die Freunde in Lahti hatten mir den Weg zu einer besonders schön gelegenen Hütte auf einem Berg oberhalb „des“ Sees unbedingt ans Herz gelegt. Also bin ich, bar jeder Ortskenntnis, losgegangen. 
Und was soll ich sagen. „Den See“ gibt es in Finnland genauso wenig wie es im Ruhrgebiet „die Halde“ gibt. Hüben wie drüben hat es unzählige Seen und Halden. Aber alle reden nur von „dem“ oder „der“. Das muss man berücksichtigen.

Nach etlichen Fehlversuchen abseits des Hauptweges habe ich dann endlich eine Hütte ausfindig gemacht, die oben auf dem beschriebenen Berg, teils von Bäumen verdeckt, auf einem Felsen steht. Stutzig machen mich nur zwei nicht mehr ganz taufrische Autos auf einem genauso versteckten Parkplatz davor. Was soll ich machen, Hütte ist Hütte. Ich stiefele also eine etwas brüchige Holztreppe hoch und treffe oben prompt … auf einen ältere Dame mit wehenden weißen Haaren, die rein optisch die Gefährtin des Magiers Gandalf aus dem „Herrn der Ringe“ hätte sein können. Natürlich gebe es von hier oben einen See zu sehen, eben „den See“. Bereitwillig zeigt sie mir den Weg um die Hütte herum - vorbei an einem Insektenhaus - zu einem Felsen, von dem aus man das Wasser zwischen den Bäumen mehr als nur erahnen kann. Obwohl man von hier oben kaum etwas sehen kann schieße ich ein Foto, sozusagen zu Beweiszwecken und verlasse den stillen Ort der Besinnung. 
Das Haus ist tatsächlich etwas mystisch. Überall hängen Glocken und kleine Bambusorgeln. Holzfiguren stehen auf Stümpfen. Die Gegenwart der alten Dame und der Respekt vor ihrem Anwesen verhindern, dass ich Fotos davon fertige. Mein Gedächtnis und die Beschreibung müssen reichen. Außerdem fürchte ich denn Zauber der Dame, vielleicht ist sie ja tatsächlich…

Wieder auf dem Hauptweg angekommen poste ich, ganz technisch und wenig mystisch, Sandro und Christina mein Bild - ohne alte Dame - in der Hoffnung, nun mit Bewunderung ob meiner tollen Entdeckung überschüttet zu werden. Und was kommt: Natürlich ist das nicht „der See“, sondern der falsche. Ich war schon froh, dass die beiden mir überhaupt die Hütte abgekauft haben. Aber da gab es ja das eine Foto.

Am Nachmittag sehe ich mir einen kleine Schleuse in Vääksy, Kanavatie 19, an. Ich bin mir sicher, die Adresse bringt niemanden weiter. Aber sie befindet sich in einem Vorort von Lahti - wie alles hier im engeren Umfeld. Das Schleusenwerk wurde von 1868 bis 1871 gebaut. Auch etwas größere Schiffe können hier passieren. Zu dem Zweck kann man die Straße, die oberhalb der Schleuse verläuft, einfach hochklappen. Alles geht sehr gemächlich vonstatten, so dass der weibliche Kapitän eines passieren kleinen Schiffes mir in aller Ruhe erzählen kann, dass man hier neulich eine Gänsefamilie ein- und wieder ausgeschleust habe. Das nenne ich artgerechten Service.

Der Nachmittag endet in einem kleinen Café mit Antiquitätenausstellung, in dem man neben Kaffee und Kuchen auch allerlei Kleinkram aus der Mottenkiste erstehen kann. Nicht nur mein begrenzter Stauraum auf dem Motorrad hält mich davon ab. 

Heute möchte ich mir die Schanze in Lahti ansehen und ein Radiomuseum besichtigen. Wenn nur der Regen etwas nachlässt. Für das Radiomuseum ist das nicht so wichtig, aber eine Schanze im Dauerregen ist nicht sonderlich fotogen.

Zum Übergang sollen ein paar Zahlen aus Lahti die Zeit überbrücken. Die mit 119000 Einwohnern achtgrößte Stadt Finnlands liegt etwa 100 Kilometer von Helsinki entfernt und erhielt erst 1905 die Stadtrechte, obwohl sie schon 1443 erstmals erwähnt wurde. Gewachsen ist Lahti insbesondere durch den Zuzug von Flüchtlingen aus dem Winterkrieg zwischen Finnland und Russland 1939. 


Seit 1923 finden hier die Winterspiele mit Langlauf und Skispringen statt. Bis heute ist die Schanze in Lahti ein Begriff für die Fans des Wintersports. 

Aber was hat die Stadt mit einem Radiomuseum zu tun? 1927 wurden in Lahti zwei 150 Meter hohe Stahlfachwerktürme errichtet, zwischen die man eine T-Antenne hängte. Es entstand ein großer Rundfunksender für die Langwelle, der aber mittlerweile stillgelegt ist. Bis 1993 wurde hier gesendet,. Das Gebäude dient jetzt als Rundfunkmuseum.  

Natürlich lässt der Regen nicht nach. Was soll`s - Ich könnte auch „egal“ sagen, aber dann steckt mich jeder gleich in die Wendler Ecke. Ich fahre bei Regen los und habe doppeltes Pech. Sowohl das Radiomuseum als auch das Skistadion haben geschlossen. Dafür darf man sich in der VIP Lounge des Stadions zu überteuerten Preisen von innen den Regen anschauen. Darauf verzichte ich und werde lieber gleich nass. Die Schanzen sind auch bei diesem Wetter beeindruckend. Die Sportler springen in ein Stadion. Das muss von oben ganz schön furchteinflößend aussehen. Aber die Jungs sind da, glaube ich, schmerzfrei.

Nach dem Besuch der Sportstätten fahre ich ein letztes Mal zurück zu Christina und Sandro, die ganz hervorragende Gastgeber waren. Vielen herzlichen Dank dafür. Es heisst Abschied nehmen von Finnland. Morgen geht die Fähre zurück nach Travemünde. 

Nach den vielen Wochen immer wieder neuer Eindrücke freue ich mich schon auf meine Familie.

Viele Grüße 



von Günter Heumann-Storp 18 März, 2024
Saisoneröffnung bei BMW Vogelsang Bei immerhin trockenem Wetter aber kühlen Temperaturen startete BMW Vogelsang am Samstag in die Motorradsaison. Technisch gab sich die Ehre, was in der Szene Rang und Namen hat. Neben vielen aktuellen Modellen des bayerischen Marktführers konnten sich die zahlreichen Besucher auch an beindruckend mächtigen Indian Maschinen erfreuen. Wer es weniger klotzig, dafür aber deutlich urbaner mag, für den hat die Firma Vogelsang viele Modelle der Marke Vespa anzubieten. Fans der motorisierten Zweiradszene, was wollt ihr mehr. Und was war mit Benzingesprächen? Natürlich wurde auch daran gedacht. Ein Treffen der Szene ohne Grillwurst und Getränk an zünftigen Tischen geht schließlich gar nicht. Und ganz nebenbei zeigte der eine oder andere Mechaniker, dass er durchaus auch als Grillmaster eine gute Figur machen kann. Fotos: MopedTravel.de Copyright Günter Heumann-Storp
von Günter Heumann-Storp 04 März, 2024
Die Messe "Reise und Camping" in Essen ist Geschichte, aber nur für das Jahr 2024. Es ist Zeit für einen Rückblick: 85.000 Besucher konnte sich in diesem Jahr ausgiebig über Reiseziele und Campingmöglichkeiten informieren. Natürlich durften auch die passenden Fahrzeuge dazu nicht fehlen, angefangen vom Fahrrad Reisemobil bin zum luxuriösen Camper. Gleich am Eingang wurden die Besucher passend eingestimmt, mit kulinarischen Appetithappen. Hungrig musste wahrhaftig niemand durch die Messehallen streifen. Für Gaumenfreuden war gesorgt. Das Fazit des Veranstalters: "Reisen, Campen und Radfahren stehen bei den Deutschen und speziell an Rhein und Ruhr weiter hoch im Kurs." Dem kann MopedTravel nicht widersprechen. Motorradreisen, das heisst auch campen. Und Infos dazu gab es mehr als genug. Fotos: MopedTravel.de Copyright: Günter Heumann-Storp Zusatz: Fotos sind Situationsaufnahmen und stellen keine Werbung für das situativ mit abgebildete Produkt dar.
von Günter Heumann-Storp 04 März, 2024
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