der fliegende Holländer - mit dem Schnellboot zum Trollfjord

Günter Heumann-Storp • Aug. 09, 2020

Norwegenreise Tag 17 - der fliegende Holländer - 

Sonntag, 9. August 2020

Der fliegende Holländer - mit dem Schnellboot zum Trollfjord

Der Kapitän kommt aus Holland, ist in Amsterdam aufgewachsen, war bei der Marine und ist dann nach Norwegen ausgewandert. In Svolvær hat er seine neue Aufgabe und Heimat gefunden. Hier lebt er. Nach Holland zurück, nein, das möchte er nicht. Rafael ist durch und durch Seemann, und sieht auch so aus. (Bild 1 )
In Svolvær fährt er eines der Schnellboote, die Touristen zum Trollfjord bringen. Aber er begnügt sich nicht damit, einfach nur Kapitän zu sein. Er erzählt von Land und Leuten, von der Natur und der Geschichte Norwegens. Rafael hat mich mit auf seine etwa zweistündige Reise in die Fjorde genommen.

Jetzt bin ich wieder da, um einiges schlauer und um eine Erfahrung reicher: 49 Knoten auf dem offenen Meer auf einem Schnellboot bei rauer See, das ist eine ganze Menge…

Mit einer kleinen Gruppe Touristen werde ich im Zeughaus des Reeders eingekleidet. Mit Mopedklamotten aufs Schiff, das geht gar nicht. Ich bekomme einen roten Overall und eine gleichfarbige Weste, damit man mich auch findet, wenn ich über Bord gehe. Und dazu eine Art Skibrille. Die brauche ich unbedingt, sagt Rafael. Und mein Kameragedöns muss in einen wasserdichten Beutel, zur Sicherheit. 

So ausgestattet sitzen wir um 11.00 Uhr in einem Schlauchboot. Nein, nicht nebeneinander, sondern wie sich das bei Schnellbooten gehört, in zwei Reihen hintereinander, wie Jockeys, mit einem Haltegriff vor sich. (Bild 2-3) Kurze Zeit später weiß ich, warum man den braucht.

Im Hafen von Svolvær ist noch alles gemütlich. Wir schippern an kleinen, roten Fischerhäuschen vorbei. Früher wurden sie einmal von Fischern genutzt. Heute halten sich nur noch Touristen darin auf. (Bild 4) Mit diesen Worten biegt Rafael vom Hafenbecken aus in die freie See ab. 

Er erklärt noch, dass der Felsen von Svolvær, der Svolværgeita, eine tragischer Geschichte habe und weist auf die beiden Felsspitzen auf einem Berghang hin. Er werde jedes Jahr bestiegen. Leute versuchten, die eineinhalb Meter von einem Felsen zum anderen zu springen. Vor zwei Jahren habe das jemand mit einem Fahrrad versucht und sei dabei tödlich verunglückt. (Bild 5)

Mit der freundlichen Ankündigung, dass wir ja keine Kinder dabei hätten und sofort sagen sollten, wenn er zu schnell fahre, legt der Kapitän los. Die Gischt spritzt, das Boot schießt mehr über die Wellen, als dass es darin fährt. Immer wieder schlägt es nach Wellenbergen auf. Das ist ein Gefühl, als ob der Stoßdämpfer am Motorrad den Geist aufgegeben hat und man gerade nach einer Kuppe unsanft aufsetzt, und das ständig. Rodeo ist nichts dagegen. Ich vergesse das Fotografieren und stecke die Kamera in den großen, gelben Seesack, den mir Rafael gegeben hat. 

So rasant wie die Fahrt begonnen hat, so schnell endet sie an einer kleinen Inselgruppe, die der Kapitän gezielt ansteuert. Das Boot steht still. Über uns kreisen Weißkopfseeadler. Es soll die größte Population weltweit sein. Die mächtigen Tiere visieren das Boot an, wohl wissend, dass sie mit dem einen oder anderen Brocken gelockt werden. Dann schießen sie herab, greifen in den Fluten einen Fisch und setzen sich damit auf die nahen Felsen - ein Schauspiel der besonderen Art. Die Tiere scheinen keine Scheu zu haben. Ich lerne, dass die älteren Seeadler weiße Köpfe haben, die Jungtiere komplett braun sind. Und dass Seeadler paarweise leben und sich dabei treu bleiben. (Bild 6-8) 

Auf der weiteren Fahrt passieren wir die steil abfallenden Felsen der Höhenzüge in den Lofoten, die etwas Besonderes sind. Im Gegensatz zu anderen Gebirgszügen ist die Spitze bei ihnen nicht durch das ewige Eis der Gletscher geschliffen worden, wie das im übrigen Norwegen der Fall ist. Sie ragten aus dem Eis heraus und behielten so ihre spitze, bizarre Form. (Bild 9)

Nach einer Weile passieren wir das ehemalige Domizil Kaiser Wilhelms aus Deutschland. Er liebte Norwegen und hielt sich oft dort auf. Dabei kam er mit seinem Kriegsschiff in die Fjorde der Lofoten und ging dort vor Anker, weiß Rafael. (Bild 10)

In rasender Fahrt geht die Sightseeing Tour durch die Fjorde der Lofoten weiter. Den zeitweise einsetzenden Regen nehme ich so gar nicht mehr war. Es stimmt, die Skibrille brauche ich. 

Vorbei an Fischfanggebieten, vereinzelten Häusern in den Felsen, die früher einmal wesentlich belebter und bewohnter waren als heute, (Bild 11) kommen wir in den Trollfjord. 
Der Fjord hat nicht nur eine besondere, geologische Geschichte, er war im Winter 1890 auch Schauplatz der „Battle of Trollfjord“: 
Der Winter in diesem Jahr war besonders kalt und der Fjord zugefroren. Die Reeder der Dampfschifffahrtsgesellschaften wurden gebeten, das Eis für die Fischer aufzubrechen, damit sie im fischreichen Grund des Trollfjordes fischen konnten. Die erfüllten zwar die Bitte, wollten danach aber Geld für ihre Passage haben. Damit waren die Fischer nicht einverstanden, Verhandlungen halfen nicht, was blieb, war ein Kampf auf Leben und Tod. Mit allem, was sie hatten, lehnten die Fischer sich in einer Schlacht auf. Drei Tage dauerte der Kampf an. Die Fischer siegten mit Herz und Leidenschaft. Seitdem gilt auch im Trollfjord wieder, dass jedermann auf See dieselben Fischereirechte hat. Gunnar Berg hat in einem Bild Szenen der Schlacht eindrucksvoll festgehalten. Im Museum von Svolvær kann man es besichtigen.

Im Trollfjord ragen die Felsen der Berge steil vom Wasser auf in den Himmel. Der Kapitän weiß, warum er Abstand hält. Besonders im Winter komme es hier immer wieder zu Eisbrüchen. Felsbrocken stürzten ins Meer hinab. Raffael zeigte uns besonders helle Stellen, die auf frische Brüche hindeuten. (Bild 12) Beeindruckt ziehen wir langsam einen Kreis durch den Fjord. Der Blick verfängt sich in zwei Wasserfällen (Bild 13-14), bevor es in rasanter Fahrt - immer unterbrochen durch kleinere Stops an Sehenswürdigkeiten und Besonderheiten - wieder zurück nach Svolvær geht. 

Ich habe viel gelernt in diesen zwei Stunden Jagd durch die Fluten, über Seeadler, Fjorde, Land und Leute und die Geschichte des Trollfjordes. Wale haben wir übrigens nicht gesehen. Aber auch ohne sie war der Ausflug erlebnisreich genug. 

Viele Grüße
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