Nach Rovaniemi
Günter Heumann-Storp • Aug. 22, 2020
Tag 30 der Reise - nach Rovaniemi in Finnland
22, August 2020
Ich bin auf dem Weg nach Rovianiemi, mit einigen Highlights:
... einem Rudel Rentiere auf der Straße,
…einer Bärenhöhle mit einem Bärengebiet von 2000 Bären in der umliegenden Wäldern. Dabei muss ich endlose Stufen auf einen Berg steigen, mit dem Ergebnis, dass ich zwar keinen Bären, aber einen kleinen Hund an der Leine sehe. Der wollte aber auf keinen Fall der Bär sein. Die 2000 Bären aus dem Umfeld haben mich bestimmt zuerst gesehen und sich verdrückt. Der Inhaber des Andenkenladens, der zu dem Bärensteig gehört, ist sich sicher, dass die Tiere tatsächlich da sind. Derzeit sei allerdings auch Jagdsaison, so dass sie sich möglicherweise versteckt hätten.
….einem finnischen Motorradfahrer, der alle 20 Kilometern anhält, weil ihm der Allerwerteste wehtut - dabei ist der gut gepolstert. Zum guten Schluss bricht dem armen Kerl auch noch die Kofferhalterung an seiner alten FJ 900. Helfen kann ich ihm leider nicht. Das wäre auch schwer geworden, da er kein Deutsch, aber auch kein Englisch spricht. Dafür hat er eine Erscheinung, dass ihm auf gar keinen Fall einer das Moped klauen würde.
…und einer Fahrt durch endlose Wälder und Seen in den Naturschutzgebieten, nur unterbrochen von einzelnen, sporadischen Siedlungen. Das Land der Samen ist ein Land in einfacher Schönheit, aber auch in Armut. Mir fallen am Wege immer mehr verlassene Holzhäuser auf, schicksalhaft geprägte „Lost Places“, die verfallen.
Je weiter man in den Süden kommt, je mehr verändert sich auch die Natur. Die Wälder werden lichter, die Siedlungen nehmen zu. Teilweise wird die Natur mit Eventcharakter vermarktet. Irgendwie muss man hier leben. Die Menschen sind im Kontakt zurückhaltend. Ob das nur an Corona liegt - ich glaube es nicht. Die Samen sind eine abgehängte Kultur. Da kann man Fremden gegenüber schon einmal skeptisch werden.
Die Temperatur steigt beständig, es ist zwar sehr windig, aber es regnet nicht. Bei 20 Grad kann man trefflich Motorrad fahren. Ich bin nicht mehr weit weg vom Polarkreis. Diese Mal in die andere Richtung.
Die von mir fotografierten Lappen und Tüten am Rande der Straße, aufgespießt auf Stöcke, sind hier wohl Kultur. Ich habe sie immer beim Verlassen von Regionen gesehen. Was sie bedeuten, weiß ich noch nicht.
Nach etwa 420 Kilometern Fahrt durch endlose Wälder der umliegenden Naturschutzgebiete komme ich in Rovianiemi an, der Hauptstadt der Samen.
Der Campingplatz, den ich mir ausgesucht habe, ist vorzüglich am Fluss gelegen. Die Pächterin spricht Deutsch. Das vereinfacht die Kommunikation deutlich. Sie sagt mir, was ich an kulturell Wertvollem im Ort unbedingt sehen müsse. Und verweist nebenbei auf ihre Mutter, die in einem weißen Haus auf dem Platz wohne. Die alte Dame habe den Krieg überlebt und das durch die Besetzer angeordnete Niederbrennen der Häuser in Rovianiemi. Das Haus, in dem sie jetzt wohne, sei sehr alt. Es sei nicht abgebrannt worden und habe den Kriegswirren standgehalten. Sie sei sicher bereit, als Zeitzeuge etwas dazu zu berichten. Ich nehme das Angebot gerne an. Morgen um 13.00 Uhr lerne ich die Dame kennen. Ich bin gespannt sauf ihren Bericht.
Viele Grüße
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